Digitaliserung, was ist das eigentlich? Betrifft mich das überhaupt?

Bis 2022 werden 60% der globalen Wertschöpfung digitalisiert sein.

Wenn ich meinem ex-IBM-Kollegen Gunther Dueck ( https://www.omnisophie.com/) folge, dann hat die Digitaliserung eigentlich schon in den 80er/90er-Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen. Oder war die Ablösung des Standard-Briefes durch die e-Mail in den Anfängen der 80er Jahre nicht eine Digitalisierung der Briefpost? Wir sollten mal die Deutsche Post fragen, ob dies nicht der erste Schritt des „Untergangs“ der Briefgeschäftes der Post war. Digitalisierung ist ja erst einmal nichts anderes als die Überführung/Ablösung von analogen „Dingen“ in Bits und Bytes.

Wenn man sich eine Definition für die Digitalisierung anschaut, dann sprechen wir vor allem von 3 Themenfeldern, die von der Digitalisierung betroffen sind:

- Der Geschäftsbetrieb (Operational Excellence)
- Das Geschäftsmodell (Business Model)
- Die Schnittstellen zwischen Unternehmen und Ihren Kunden (Customer Experience)

Was aber heißt das nun?

Optimierung des Geschäftsbetriebes (Operational Excellence)

Der Geschäftsbetrieb ist sicherlich das erste Themenfeld im Unternehmen, den man sich anschaut. Was beinhaltet der Geschäftsbetrieb – alle Aktivitäten, die dazu führen Einnahmen zu erziehlen. Ein zentraler Bestandteil, an den man sicherlich nicht als erstes denkt, ist dabei sicherlich die neue/andere Art und Weise der Kommunikation im Unternehmen. Dazu zählt für mich sowohl die Kommunikation mit den eigenen Mitarbeitern, als auch mit Kunden und Lieferanten. Die gemeinsame Kommunikation wird transparenter, offener und intensiver. Dabei auch extrem viel schneller.

Als nächster Bestandteil des Geschäftsbetriebes, wird die „Optimierung“ der innerbetrieblichen Abläufe weiter voranschreiten.
Zitat eines meiner Kunden zum Thema: „Wir haben schon Bücher über unsere Geschäftsprozesse schreiben lassen. Wir haben schon unsere Sollprozesse in vielen Varianten definiert, aber erst die aktuellen neuen, heute zur Verfügung stehenden Technologien, geben uns die Möglichkeiten, die wir benötigen. Allen voran – Process Mining mit Unterstützung von Machine Learning, um unsere Abläufe besser zu verstehen. RPA (Robotic Process Automatisation) um repetitive Abläufe zu automatisieren, damit unsere wenigen Fachleuten, die wir noch haben, sich mehr um die wirklich wichtigen Aufgaben kümmern können.“ (IT Verantwortlicher eines Unternehmens der Energieversorgung)

Technologiestack der Veränderung

Wir werden im Bereich des Geschäftsbetriebes, viele der aktuell diskutierten Technologien, entsprechend Ihres Reifegrades, wieder finden.
Dies sind unter anderem:

– KI/Machine Learning
– Low-/No Code Entwicklung
– Robotic
– Blockchain
– Advanced Analytics
– IoT
– Collaboration Lösungen

Neben den Technologien ist da aber noch etwas Entscheidendes

Aber nicht nur die Geschäftsprozesse werden sich optimieren müssen, auch die Zusammenarbeit im Unternehmen und die Erwartungshaltung an den Mitarbeiter – Stichwort „New Work“ („Was Du wirklich wirklich willst“).
Eine neue Generation von Mitarbeitern startet in den Unternehmen. Die Generation, die bisher keine wirtschaftlich schlechten Zeiten kennengelernt hat. Diese jungen Menschen wollen „anders“ arbeiten. Sie wollen eine Aufgabe, die sie verstehen, eine die sie selbst in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringt und vor allem eine, die einen Sinn im Gesamtkontext ergibt. Alleine Geld zu verdienen, reicht der heutigen Generation nicht mehr. Unternehmen müssen diesen Spagat hinbekommen, auf der einen Seite die Anforderungen des Marktes schnell, flexibel und innovativ zu sein, auf der anderen Seite eine sich verändernde Belegschaft zu haben. Da sind auf der einen Seite, die Mitarbeiter, die auf Ihre Rente warten (auch wenn Sie erst Anfang 50 sind), auf der anderen Seite Mitarbeiter, die sich einen Status-Quo erarbeitet haben und diesen nicht mehr „hergeben“ wollen und dann die umkämpften jungen Menschen (Stichwort „War of Talents“), die vieles „anders machen“ und haben wollen. Dieses alles anders wollen ist aber nicht mit hübschen modernen Büros getan. Diese Generation ist mit Facebook, Instagram und WhatsApp groß geworden. Diese Geschwindigkeit und Freiheit in der Zusammenarbeit wird auch im Unternehmen erwartet.

Quo vadis Unternehmensentwicklung

Dann haben wir das Themenfeld des „Geschäftsmodells“. Hier werden Änderungen im Kontext der Digitalisierung immer gleich beschrieben mit disruptiv. „Ihr müsst Euch komplett verändern, neu erfinden, sonst macht das jemand anderes für Euch.“ Das stimmt sicherlich in manchen Bereichen, aber ich bin davon überzeugt, dass eine Veränderung hier, in den meisten Fällen, eher evolutionär voranschreitet und nicht revolutionär.

Evolution der Veränderung

In der Evoldution des Geschäftsmodells durchleben die Unternehmen, eher einzelne Schritte, die hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder korrekter Reihenfolge haben:

Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells – operational Excellence. Nutzung der neuen Technologien und organisatorischen Veränderungen um sich marktgerecht(er) aufzustellen.
Erweiterung des Modells, weitere Leistungen, die dem Markt angeboten werden, aber im gleichen/bestehenden Zielmarkt adressiert sind – zum Beispiel VW wird zum Mobiltätsanbieter u.a. mit MOIA
Ergänzung des Modells um neue Services/Produkte, die neue Märkte adressieren. Zum Beispiel ein Markisenhersteller, der durch die tausenden verbauten Wettersensoren bei seinen Kunden, zur Automatisierung des Markisenbetriebes, Wetterinformationen für einen ganz anderen Markt bereitstellt.
Neue und/oder disruptive Modelle – sehr beliebt als Beispiel – AirBNB, dass den Touristik-Bereich revolutioniert hat.

Wie kommunizieren wir mit unseren Kunden – effektiv und zielgerichtet

Aber was ist mit unseren Kunden – diejenigen, die unsere Produkte/Dienstleistungen am Ende kaufen sollen?
Hier wird es auf Basis der heutigen technologischen Möglichkeiten, aber vor allem getrieben durch die Erwartungen der Kunden – über alle Touchpoints – zu starken Veränderungen kommen. Man spricht auch von der Verbesserung der Customer Experience. Unter anderem wird der Einsatz von KI gestützten Marketing Lösungen, den Werbetreibenden ganz neue Möglichkeiten geben. Zusätzlich wird die Verbreitung und immer intensivere Nutzung des mobilen „schnellen“ Internets (Stichwort 4G/5G) auf Seiten der Kunden andere Möglichkeiten der Interaktion mit Unternehmen geben – always on, alles immer und überall.

Da gibt es aber auch noch einen wichtigen Aspekt – die Sicherheit

Bei allen Veränderungen in den genannten Themenfeldern und deren Potentialen, dürfen wir einen Aspekt aber nicht vergessen. Die weiter voranschreitende Digitalisierung birgt auch Risiken. Die dafür notwendige Infrastruktur führt zu immer mehr potentiellen Sicherheitslücken. Dabei spreche ich bei deren Ausnutzung, nicht nur von kriminellen Hackern, sondern auch von den Staaten und Ihren Geheimdiensten.
Unternehmen müssen sich richtig aufstellen, um diesem Potential an Cyber-Kriminalität entgegen treten zu können.

Robotic-Girl

Digitalisierung ist ein sehr weites Themenfeld, dass uns alle betrifft, aber von dem keiner weiß, wo sie uns hinführt.
Leider wartet die Welt da draußen nicht darauf, dass wir uns bewegen.

Egal welches der Themenfelder der Digitalisierung Sie angehen:

– Geschäftsbetrieb – Veränderung, Optimierung, Automatisierung
– Geschäftsmodell – evolutionäre Schritte gehen
– Veränderung in der Ansprache Ihrer Kunden – Customer Experience

Sie sollten, die sich daraus ergebenen Chancen für sich nutzen!

Keine Generation vor uns hatte so viele Chancen und Möglichkeiten unsere Welt zum Positiven zu verändern. Die Zukunft wird von uns erschaffen, es gibt keinen vorgegeben Weg. Wir müssen den, für uns ethisch richtigen Weg beschreiten. Wir sind es uns, unseren Kindern und der Welt schuldig – den Kopf in den Sand stecken zählt nicht.

Digitalisierung ist kein Projekt!
Die Digitalisierung ist ein Wandel in unserem Denken.