Bis 2024 wird eine neue Klasse professioneller Software-Entwickler, die Code ohne selbstgeschriebene Routinen produzieren der Standard sein.

Wenn man sich insbesondere auf dem deutschen Arbeitsmarkt umschaut, findet man kaum noch neue ausgebildete Mitarbeiter, die die gewachsenen Anforderungen an IT abdecken können. Bis 2022 – also spätestens in 2 Jahren – sollen 70% der ausgeschriebenen IT-Stellen in Unternehmen nicht mehr besetzt werden können. Dabei sollen bis 2024 mehr als 500 Millionen !!! neue Anwendungen entwickelt werden (müssen).

Wer soll das machen – der „War of Talents“ ist in vollem Gange. Aber was machen die Unternehmen, die hier nicht erfolgreich sind – aufgeben?

Die Digitalisierung setzt voraus, dass wir in unseren Unternehmen effizient, effektiv und flexibel sind oder werden, aber wie wollen wir mit einem SAP-System hier agieren? Warten, bis das nächste Release in 1-2 Monaten der IT Abteilung vielleicht die zwingend erforderliche Änderung für die Zusammenarbeit mit dem neuen Großkunden ausgerollt hat?

Heute schaffen sich viele Fachabteilungen mit den üblichen Verdächtigen MS Excel oder MS Access Interimslösungen, die eigentlich nur Bestand haben sollen, bis es eine „richtige“ Lösung gibt. Naja, so denken nun schon Generationen von Mitarbeitern in den Fachabteilungen der Unternehmen. Ergebnis, eine nicht zählbare Anzahl an Anwendungen, die nur eingeweihte kennen, die keiner QS, keiner Versionsverwaltung und keinem Freigabeprozess unterliegen.

Viele Anbieter – aber ist es der „richtige“ Weg?

Es tummeln sich eine Menge Anbieter auf dem Markt: Mendix, Kony, SalesForce, Microsoft, Appian, Outsystems und auch viele „Nischenanbieter“, wie z.B. die deutschen Anbieter Ninox DB oder scopeland Technology.

Alle Anbieter der Low-/NoCode Plattformen haben einen riesengroßen Schritt in die richtige Richtung unternommen.

Eine detaillierte Beschreibung, Empfehlung für die eine oder andere Lösung werden Sie in diesem Artikel nicht finden, dies würde den Rahmen sprengen.

Was ist eigentlich Low-Code

Der Begriff Low-Code-Plattform beschreibt erst einmal eine Entwicklungsumgebung für Software, die den Entwicklungsprozess unter Verwendung visueller Applikationsdesigner und anderer grafischer Modellierungsmethoden ermöglicht, anstatt sie mithilfe klassischer textbasierter Programmiertechniken herzustellen.

Nicht alle Low-Code Plattformen verfolgen den gleichen Ansatz, einige konzentrieren sich „nur“ auf den eigentlichen Software-Entwicklungsprozess, andere fokussieren eher einen ganzheitlichen Ansatz. Dabei werden modellierte Geschäftsprozesse (z.B. In BPMN) zu einer kompletten integrierten Anwendung „veredelt“.

Beachtenswert ist aus meiner Sicht, dass laut einer Forrester Studie schon mehr als 23% der Unternehmen Low-Code Anwendungen nutzen.

Anfänglich galt durch die weite Verbreitung der Infrastruktur/Werkzeuge Microsoft mit seinen PowerApps als der natürliche Anbieter im Markt. Allerdings wird bei einigen das Erwachen bei den aufgerufenen Listenpreise pro App pro User durch Microsoft schmerzhaft sein. Hier wird Microsoft sicherlich noch einmal nachbessern – wie sie es schon so häufig gemacht haben.

Mit Low-Code ist es möglich die Entwicklungszyklen, die man bis heute aus der IT-Abteilung kennt, drastisch zu reduzieren.

Es gibt doch aber schon so viele Frameworks

Das gilt nach Meinung des Marktes auch beim Einsatz der vielen existierenden Frameworks, die heute schon den „Standard-Software-Entwicklern“ das Arbeitsleben erheblich vereinfachen können. Dabei ist allerdings meine persönliche Erfahrung, dass hier Entwickler sehr gerne auf den neuesten Trend aufspringen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das gerade gehypte Framework auch wirklich den Reifegrad einer operativ einsetzbaren Lösung hat.

Leider ist es ja so, dass viele zurzeit sehr beliebte Frameworks von z.B. Google oder Facebook in 2-3 Jahren sicherlich von den heutigen Anbietern nicht mehr unterstützt/weiterentwickelt werden. Eventuell gibt es ein Leben danach noch in der OpenSource-Community. Das kann für eine im Kerngeschäft des Unternehmens eingesetzte Software schon einen sehr negativen Ausschlag geben.

Hier bieten die LowCode Plattformen längeren „Bestandsschutz“ und werden in dieser Zeit sicherlich schon aus eigenem Investitionsschutz kontinuierlich weiterentwickelt, schliesslich ist die Plattform das Kerngeschäft.

Persönlich bin ich, obwohl aus der klassischen Software-Entwicklungswelt kommend, ein großer Freund der Low-Code Ansätze. Aus meiner Sicht sind viele Software-Entwicklungsprojekte auch heute noch zu langlaufend, zu komplex und meist aus diesen Gründen auch zu teuer. An dieser Stelle hilft dann auch kein agiler Ansatz.

Agilität hilft doch auch

Agil und gerade agil kann man im Bereich der Low-Code-Entwicklung vorgehen. Diese Agilität bringen die Lösungen direkt mit. Hier sind der Entwicklungs-, QS- und Deploymentprozess direkt in der Lösung implementiert. Ein Deplyoment und Rollout auf „Knopfdruck“ ist nicht die Ausnahme, sondern der Standard.

Fazit:

Ob Low-Code Ansätze die Lösung für alle Anforderungen in der Zukunft sind, in der mit KI Unterstützung, die wenigen Software-Entwickler, dann die zwingend erforderliche Lösungen entwickeln, kann ich heute nicht sagen.

Mit den angebotenen Plattformen hat die IT und die Fachabteilungen, die weitestgehende Freiheit um individuelle Lösungen für Ihre aktuellen Anforderungen schnell und flexibel umzusetzen. Die dann aber dennoch, bei Bedarf gemanaged werden können. Der Ansatz unterstützt den zu beobachtenden Trend, wieder mehr IT in den Fachabteilungen, direkt am Bedarf, zu verankern.

Allerdings muss die Auswahl und Einführung auch einer solchen Plattform gut überlegt und vorbereitet sein.

• Welche Anforderungen wollen und können wir mit einer solchen Lösungen abdecken?

• Ist es möglich die vorhandene Schatten-IT hier zu konsolidieren?

• Ist der Anbieter für zu tätigende Investition, der Richtige?

• Welche Erfahrungen haben anderen Kunden mit dieser Plattform gemacht?

Ein Auszug der vielen Fragestellungen, die man sich im Vorfeld beantworten sollte, damit man hier nicht später je Fachabteilung eine neue Lösung implementiert, die am Ende noch mehr Aufwand bedeutet, als das Sie nutzen bringt.